Saturday, May 29, 2010

Gegen das Leben

Von UWE SIEMON-NETTO

Kurz vor seinem Tod im Januar prophezeite der US-Publizist Richard John Neuhaus, die Regierung Obama werde der Aggressor im „kommenden Kulturkampf“ wider die Kultur des Lebens sein. Neuhaus bezog sich mit dieser deutschen Vokabel auf die Zusage des neuen Präsidenten, eine Gesetzesvorlage namens „Foca“ zu unterschreiben. Dieses Akronym steht für „Gesetz zur Freiheit der Wahl“. Es sieht, so Neuhaus, vor, dass „selbst minimale Eingrenzungen des Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche in den Teilstaaten beseitigt würden“. Die Bundesregierung dürfe dann bei Abtreibungen Finanzhilfen leisten. Kirchliche Krankenhäuser stünden vor der Alternative, diese Eingriffe vorzunehmen oder zu schließen.

Obama hat sich stets dafür eingesetzt, dass es Frauen in allen Schwangerschaftsphasen gestattet ist, ihre Leibesfrucht töten zu lassen. Noch hat er „Foca“ nicht unterzeichnet, wohl aber ein von Reagan erlassenes Verbot von Finanzhilfen für Abtreibungen im Ausland aus Bundesmitteln rückgängig gemacht. Die „New York Times“ meldet, Obama habe die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius, zur Gesundheitsministerin ausersehen. Sie ist katholisch, führt aber, so ihr früherer Erzbischof Ignatius Strecker, mit ihrer Abtreibungsideologie einen „Todesmarsch der Ungeborenen“ an.

Zu Sebelius’ Spendern gehört George Tiller, ein Spezialist für Spätabtreibungen. Er brüstet sich, über 60 000 dieser Eingriffe vorgenommen zu haben und wöchentlich weitere 100 durchzuführen. Bevor er seiner Exkommunikation in der lutherischen Heilig-Geist-Kirche durch Austritt zuvorkam, erklärte er anderen Gemeindegliedern, er handle „im Dienste des Herrn“.

Dem Betrachter fällt das griechische Wort „diaballein“ (durcheinanderwerfen) ein; der Teufel verdankt ihm seinen Namen. Hier wird nicht behauptet, Obama wäre ein solcher. Seinen Verehrern sei jedoch nahegelegt, das Umfeld des Objekts ihrer Schwärmerei nicht gänzlich zu übersehen.

© Rheinischer Merkur Nr. 9, 26.02.2009

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